Ernst Breidenbach

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Bunte Mischung aus dem Salon


von Klaus Trapp


«...Dem romantischen Klangideal jener Zeit kommen die in Paris gefertigten Instrumente entgegen: ein großer, leichtgängiger Erard-Flügel mit vergleichsweise sanftem Ton aus dem Jahr 1858 und ein 1902 in der Firma Mustel gebautes Harmonium d’art, das neben einer Reihe von Zungenregistern über eine zusätzliche Celesta verfügt. Frappierend ist das perfekt abgestimmte Zusammenspiel der beiden Interpreten, wobei Breidenbach mit variablem Anschlag auftrumpft, während Hennig geschickt die farblichen und dynamischen Möglichkeiten seines Kunstharmoniums einbringt. Die im Sendesaal des Hessischen Rundfunks mit Fingerspitzengefühl gemachten Aufnahmen sorgen für einen exquisiten Hörgenuss.»
Darmstädter Echo vom 18. Oktober 2017


Hier Hass, da Liebe


Wiederentdeckung - Markus Schäfer und
Ernst Breidenbach stellen Max Regers Lieder vor.


Mit einem „Hymnus des Hasses“ nach einem Gedicht von Christian Morgenstern beginnt Max Regers Liederzyklus op. 55, komponiert im Winter 1900 / 01. Unerhörte Akkordfolgen und rhythmische Verwicklungen begleiten diesen leidenschaftlichen Ausbruch. Ganz unvermutet folgt darauf das lyrische Lied „Traum“ nach Franz Evers, eine Liebeserklärung in Tönen: Der Tenor Markus Schäfer durchmaß bei einem Liederabend in der Darmstädter Akademie für Tonkunst diese enorme Spannweite mit seiner klaren, ausdrucksstarken und wandlungsfähigen Stimme. Man spürte, wie er dem Sinn der Texte nachging und zugleich die komplexen Melodiebögen Regers mit Spannung erfüllte. Der Pianist Ernst Breidenbach, Dozent an der Darmstädter Akademie, gestaltete die äußerst anspruchsvollen Klavierparte kontrastreich, ohne dabei den Sänger zu übertönen. So gelang eine mitreißende Wiedergabe der expressiven Gesänge, deren Wiederentdeckung sich durchaus lohnt.
... Im zweiten Programmteil erlebte man einen schlichteren Reger. So sind die „Fünf Gesänge“ op. 98 von 1906 eingängiger, mit gefälligeren Melodien und leichter zu hörenden Klavierbegleitungen. Schäfer und Breidenbach gelang es, diesen Liedern schwebenden Charakter zu verleihen. Im gut besuchten Saal der Akademie gab es begeisterten Beifall und eine Reihe von Zugaben aus Regers letzter Liedsammlung, den „Fünf neuen Kinderliedern“ op. 142, die eigentlich als Reminiszenzen für Erwachsene gedacht sind.
Akademie für Tonkunst Darmstadt, Darmstädter Echo 16. 01. 2006



Die reizvollen Seiten eines verkannten Instruments


... Sigfrid Karg-Elert und erst recht der unverdientermaßen im Schatten eines Saint-Saëns stehende Félix Alexandre Guilmant nutzten die Spielmöglichkeiten des Kunstharmoniums voll aus. Beide Künstler vermochten sich hier bestens zu profilieren, wobei ihr rhythmisch prägnantes, sehr klares und akkurates Spiel ebenso begeisterte wie die Gestaltung zarter lyrischer Passagen, und ihre Spieltechnik war jederzeit über alle Zweifel erhaben. Beeindruckender als der an französische Musik erinnernde Schwung von Karg-Elerts tänzerischen Sätzen waren wohl die zarten, von beiden Partnern höchst subtil vorgetragenen Piano-Passagen der „Berceuse mignonne“. Noch eindrucksvoller waren die drei Kompositionen Guilmants, bei denen der Einfallsreichtum des Komponisten ebenso beeindruckte wie die musikalische Umsetzung durch das Duo. Das festliche, repräsenta-tive „Final“ Opus 44/2 wurde ebenso begeisternd dargeboten wie die Zartheit der Elegie, die Expressivität der Fuge oder der Schwung des besonders inspirierten, mit einer fulminanten Coda aufwartenden Scherzo capriccioso Opus 36.
Auch die sechs Duos Opus 8 von Camille Saint-Saëns interpretierten die Künstler vorzüglich, wobei es ihnen der wie so oft auf Selbstdarstellung bedachte Komponist nicht ganz leicht machte: Häufig stand das Harmonium etwas im Schatten des Klaviers (Saint-Saëns war selbst ein gefeierter Pianist), alles war höchst effektvoll, wenngleich, als Komposition betrachtet, etwas ungleichwertig. Aber wie die Künstler hier den Klang des eher rhythmisch und virtuos eingesetzten Klaviers und des Harmoniums, dem häufig die Kantilenen vorbehalten waren, kombinierten, verlieh auch diesem Programmpunkt bis hin zum auftrumpfenden, wirklich mitreißenden Finale einen einzigartigen Reiz.
Usinger Anzeiger 6. 2. 2002



Heiterkeit mit geistigen Weihen


Rossinis „Petite Messe Solennelle“ in der Mannheimer Christuskirche
... Die aparte Instrumentierung erfüllten Ernst Breidenbach (Klavier) und Ryoko Morooka (Harmonium) mit trefflichem Gespür für das prägnant Zündende wie für die Subtilitäten.
Rheinpfalz, 21. 7. 1999



Messe zum Liebhaben


... Ernst Breidenbach bringt die ganze Brandbreite pianistischer Stilisierungsfähigkeiten zum Einsatz: Da secco misteriosemente wie Schuberts „Erlkönig“, da brillant wie ein Chopinsches Prelude, da pompös wie ein fetter Opern-Klavierauszug, technisch, brillant und mit dem nötigen augenzwinkernden Stil-Bruch-Stil. Aber was wäre das ohne Johannes Michel am zweimanualigen Kunstharmonium! Wie der Harmonium-Ton sich immer wieder schwelgend aus den Klavierkaskaden blicken läßt, durch den Chorsatz schimmert oder mit dem Pomp einer französischen Kathedralorgel
(aus dem Nachbarzimmer gehört) brummt und glänzt, das alleine schon machte die Interpretation zum Erlebnis. ...
Hanau, 1998



... Johannes Matthias Michel am Kunstharmonium und Ernst Breidenbach am Flügel spielten am Sonntag Duos französischer Romantik von Charles-Marie Widor, César Franck und Camille Saint-Saëns. Daß das Publikum da und dort ins Staunen und Schmunzeln geriet, lag gewiß an der Darbietung durch die beiden Künstler, die Ausdruckskraft mit Sentimentalität und Ironie verbanden ...
Marienhöhe Darmstadt Duoabend mit Johannes Michel, Kunstharmonium Darmstädter Echo, 27. 05. 1997



... „Hexameron“, op. 97: diese sechs Klavierstücke mit ihrer fast allzu überbordenden Gedankenfülle, forderten gleichermaßen Virtuosität, um den Notendschungel zu passieren, und emotionale Einfühlungsgabe, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer bis zum Schluß wachzuhalten. Der Darmstädter Pianist Ernst Breidenbach schaffte diesen Drahtseilakt dermaßen souverän, daß man ihn nur zu gern wieder in Eberbach hören möchte. Die anschließende frühe „Erste Arabeske (Filigran)“, op. 5,..., ließ nur die Frage offen, warum Pianisten dieses Werk bislang nicht in ihr Repertoire aufgenommen haben. ... Weiterer Höhepunkt und genialer Schlußpunkt des Abends waren die „Poesien“ von Sigfrid Karg-Elert: Nicht nur mit Spielwitz, sondern auch mit spielerischem Humor präsentierten Johannes Michel und Ernst Breidenbach diese fünf Duos für Harmonium und Klavier, die mit delikater Raffinesse die verschiedenen Klangfarben zu geistvoll-virtuosen Dialogen nutzten.
Karg-Elert Symposium Eberbach, Eberbacher Zeitung, 05. 11. 1995



Ernst Breidenbach ist da ein Glücksfall für das Institut. Für seinen Klavierabend am Freitag hatte er einen repräsentativen Querschnitt von Kompositionen bis zu den dreißiger Jahren ausgewählt, dazu führte er mit Reinhold Finkbeiners Suite in die zweite Hälfte des Jahrhunderts.
Breidenbach kann durch seine pianistische Möglichkeiten auch verzwickte kompositorische Sachverhalte spielerisch klären und dem Publikum nahebringen.
Akademie für Tonkunst, Darmstädter Echo, 11. 07. 1994



... Breidenbach, der sich mit Hindemiths konventionell anmutender, doch jeglicher Romantik entkleideter zweiter Sonate einspielte, fesselte mit seiner einfühlsamen Interpretation der Webernschen Variationen. Trotz der reduktiv gesetzten, hoch konstruktiven Gestalt des Werks vermochte er dem Stück organisches Leben einzuhauchen. Dynamische Kontraste bestimmten die zackig genommene Sonate von Strawinsky, und mit antinomischer Setzung von ruhiger, weit gespannter Klanglichkeit und radikalen Espressivo-Ausbrüchen packte Breidenbach das Wesen von Bergs expressionistischer Sonate op. 1 beim Schopf. Reinhold Finkbeiners Suite für Klavier von 1954 schließlich führt Konstruktives und Expressives schlüssig zusammen und fordert den Pianisten durch exorbitanten, sich von Satz zu Satz steigernde Virtuosität. ...
Peterskirche Frankfurt am Main, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1994



... Ernst Breidenbach, der an diesem Institut nun in einem öffentlichen Konzert auftrat, wie man es im Musikbetrieb selten zu hören bekommt. Breidenbach hatte die Kühnheit, drei Variationswerke zu spielen, von denen zwei zum Monumentalsten in der Klavierliteratur überhaupt gehören: Brahmsens „Händel“ - und Regers „Bach-Variationen“, ... Man würde sich nicht wundern, wenn der Vortragende nach Absolvierung der letzten beiden,
von fff-Akkordtürmen vollgespickten Notenseiten tot umfiele, Breidenbach tat dies zum Glück nicht, sondern meisterte die exzessiven Variationscharaktere einschließlich der Schlußfuge mit guter dynamischer Ökonomie...
Akademie für Tonkunst, Frankfurter Rundschau, 30. 04. 1992



... zu Beginn des Konzertes war einem Solisten Gelegenheit geboten worden, sich zu profilieren: Der Pianist Ernst Breidenbach gab bei Mozarts Klavierkonzert Es-Dur KV 482 eine beeindruckende Vorstellung. Sein ausgeglichenes, heiter anmutendes Spiel zeigte Mozart als den „Götterliebling“, wie er im Buche steht. Das Konzert, das zu den seltener gespielten gehört, gewann durch die Bestimmtheit in der plastischen Gestaltung des Klavierparts, durch dessen Ebenmaß, das von keinen unnötigen Forcierungen beeinträchtigt wurde, so viel an Faszination, daß man es gerne öfter hören würde. Lang anhaltender Applaus für eine herausragende pianistische Leistung ...
Orangerie Darmstadt, Darmstädter Echo 06. 06. 1981